Japanische Werkzeugkiste auf Maß bauen

Seite 3: Tipps für den Zuschnitt

Inhaltsverzeichnis

Im Heft zeigen wir Schritt für Schritt, wie man aus zwei Brettern passender Maße alle Teile der Kiste effizient heraussägt. Bei abweichenden Formaten des Rohmaterials (etwa beim Zuschnitt aus Leimholzplatten) muss man sich gegebenenfalls einen anderen Schnittplan machen. Weil es so schön passt, zitieren wir hier einen längeren (und leicht angepassten) Abschnitt aus unserem Make-Sonderheft 2020 "Loslegen mit Holz":

Hat man die Stückliste und die Maße seiner rohen Platten, muss man sich ein Layout fürs Zusägen überlegen, also an welcher Stelle man welche Teile aus der Platte schneiden will. Im Kopf macht man da schnell Fehler, eine Skizze auf Papier ist hier tatsächlich hilfreich und für ein einfaches Projekt wie unsere Kiste viel wichtiger als eine maßstäbliche Zeichnung des fertigen Objekts.

Rechne aber in jedem Fall ein, dass beim Sägeschnitt Material verloren geht – aus einem Brett mit 100cm Breite kann man keine vier Streifen mit 25cm Breite heraussägen! Auf der sicheren Seite ist man, wenn man pro Sägeschnitt großzügig einen Zentimeter Zuschlag berechnet, sobald man aus seiner Zuschnittskizze die nötigen Mindesmaße für die rohe Platte ermittelt (sofern man erst das Layout macht und dann Holz einkaufen geht).

Zwei Zuschnittskizzen für den gleichen Satz Teile einer Kiste (hier nicht die japanische Werkzeugkiste, sondern eine andere Konstruktion – das Prinzip wird trotzdem klar). Bei einem Material mit Maserung (links) fällt unter Umständen mehr Verschnitt an als bei Plattenmaterial ohne Maserung, etwa MDF (rechts). Die Pfeile markieren jeweils die ersten drei Sägeschnitte.

Wenn deine Skizze fertig ist, überlege auf jeden Fall schon mal, in welcher Reihenfolge du zumindest die ersten Sägeschnitte durchführen willst und vermerke das in Deiner Zeichnung. Dabei fällt schnell auf, ob die ausgedachte Anordnung der Stücke tatsächlich funktioniert – manchmal muss man zwischen Materialverbrauch und Sägeaufwand Kompromisse finden. In der Praxis platziert man die ersten Teile in der Regel an einer bereits vorhandenen rechtwinkeligen Ecke des Plattenmaterials, sägt dann den ersten Streifen ab, misst dann von der frisch gesägten Kante die Breite des nächsten Streifens ab und so weiter.

Stichwort Streifen: Schneidet man seine Teile mit einer Tischkreissäge oder einer Handkreissäge mit Sägeführung aus der großen Platte, sägt man möglichst viele Teile, die in einer Richtung dasselbe Maß haben, mit einem gemeinsamen Schnitt zu. Anders gesagt: Man ordnet die Teile so an, dass man die große Platte erst mal in Streifen schneidet und aus denen die endgültigen Werkstücke sägt. Das erspart nicht nur, den Anschlag oft zu verstellen oder die Schiene mehrmals umzusetzen, sondern stellt auch sicher, dass die Teile exakt zueinander passen und zwischen ihnen keine Lücken klaffen. Dadurch ergibt sich, dass man manche Teile erst mal nur halb zuschneidet und später erst fertig. Es ist deshalb hilfreich, sich auf das Material zu schreiben, was daraus werden soll.

Bei der japanischen Kiste bietet es sich etwa an, erst mal einen langen Streifen auf jene Breite zu schneiden, die der benötigten Höhe der Seiten und unteren Endstücken entspricht. Später sägt man aus diesem Streifen erst die kurzen und dann die langen Teile heraus. Je nach verwendetem Material ergibt sich dadurch auch ein gleichmäßiges Bild, wenn etwa die Maserung des Holzes oder Deckfurniers längs um die Kiste umzulaufen scheint.

Auf diese Weise musst du unter Umständen mehr Material einkaufen als gedacht – es hilft also nicht, nach Stückliste die benötigten Quadratmeter Platte zusammenzurechnen und dann eine zu kaufen, die diese Fläche hat. Falls beim Zuschnitt große Stücke Material übrig bleiben, wirf diese keinesfalls weg. Sie machen sich oft im nächsten Projekt nützlich.

Apropros Maserung: Bei Sperrholz, Multiplex, Spanplatte und MDF ist es technisch egal, ob man ein Werkstück längs oder quer aus einer Platte herausschneidet – bei Sperrholz oder funierter Spanplatte, die an der Oberfläche eine Faserrichtung erkennen lassen, ist es allerdings eine optische Frage. Bei Massiv- oder Leimholz ist man da nicht so frei, denn Holz hat in Längs- und Querrichtungen ganz unterschiedliche Eigenschaften. Es biegt sich (und bricht) parallel zu seinen längs laufenden Fasern viel leichter als quer dazu. Deshalb achtet man bei der Konstruktion mit Holz darauft, dass die Fasern immer parallel zur längeren Kante laufen (zu den Ausnahmen kommen wir gleich). Das ergibt sich in der Praxis meist schon dadurch, dass Bäume viel mehr in die Länge (also längs zur Faser) wachsen als in die Breite, aber man sollte es trotzdem im Kopf behalten.

Bei Massivholz lässt man die Maserung aus konstruktiven Gründen stets rings um eine Kiste oder einen Möbelkorpus laufen.

In der klassischen Massivholz-Tischlerei lässt man bei Konstruktionen wie unserer Kiste die Faserrichtung immer über alle vier Seiten ringsherum gerade durchlaufen: Schaut man oben auf die Öffnung, sieht man dadurch überall Längsholzkanten, nirgends Hirnholz. Auch für den exotischen Fall, dass so eine Kiste mal höher als breit ist, behält man diese Richtung bei: Dann ist die kurze Seitenwand ausnahmsweise mal ein Teil, bei dem die Faser parallel zur kurzen Kante verläuft. Das hat den tieferen Sinn, dass Holz quer zur Faser mehr arbeitet als längs und man so vermeidet, dass sich Risse in den Wänden bilden.

Die komplette Bauanleitung für die Werkzeugkiste im japanischen Stil gibt es in der Make-Ausgabe 3/21 ab Seite 116 zu lesen. (pek)