Bauanleitung fürs Homeschooling: Kamera, Scanner und Tafel-Ersatz in einem

Seite 6: In der Praxis

Inhaltsverzeichnis

Wenn die Geräte als Buchscanner benutzt werden sollen, müssen einige Punkte beachtet werden. Die mit diesen Geräten geschossenen Aufnahmen sind Rohmaterialien. Man kann es hierbei bewenden lassen, wenn bei der Aufnahme, also bei der Ausrichtung der Vorlage und der Ausschnittswahl, sorgfältig vorgegangen wurde. Ein grundsätzliches Problem stellen Kopien von Schwarz-Weiß-Vorlagen dar. Da das Handy Farbaufnahmen macht, haben die Kopien einen Farbstich. Viele der Aufnahmeprobleme lassen sich mit einer Scannersoftware wie ScanTailor (etwas in die Jahre gekommen, dafür aber kostenlos) oder teuren Profiprogrammen samt OCR (optischer Zeichenerkennung) nachträglich korrigieren.

Die Geräte lassen sich als Stative für Videoaufnahmen mit dem eigenen Handy nutzen. Dies gilt besonders für Aufnahmen von Gegenständen, Experimenten und Vorträgen. Geht die Blickrichtung allerdings im Querformat senkrecht nach unten, kann es bei der Wiedergabe Probleme geben. Obwohl das Motiv auf dem Display korrekt dargestellt wurde, war das Wiedergabeformat in unseren Experimenten oftmals hochkant. Abhilfe schuf ein kleiner Trick: Vor der Aufnahme wird die Handywanne so gedreht, dass das Handy zunächst nach vorne schaut, dann dreht man die Wanne in die Senkrechte und startet die Aufnahme, was bei unseren Versuchen ein korrektes Wiedergabeformat ergab.

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Um eine Brücke zwischen dem Dokumentenscanner und der Außenwelt zu schlagen, ist eine Software erforderlich. Aus der Fülle an Videokonferenz-Softwares setzen wir in diesem Beispiel aus praktischen Erwägungen Discord ein. Die in ihren Grundfunktionen kostenlose Plattform deckt unsere Ansprüche ab. Sie ermöglicht (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels) Videokonferenzen in solider Bild- und Tonqualität für bis zu 50 Teilnehmer, erlaubt kleine Dateianhänge, ist plattformunabhängig über den Web-Bowser einsetzbar oder als installierbare Anwendung für Windows, Mac, Linux sowie als App für gängige Smartphones mit iOS oder Android verfügbar. Größere Dateianhänge oder Video-Auflösungen oberhalb von 720p setzen den Abschluss eines kostenpflichtigen Abonnements voraus, sind aber für den hier getesteten Einsatzbereich nicht erforderlich. Je nach Einsatzzweck – besonders im schulischen Bereich – sollten vor dem Einsatz von Discord gegebenenfalls die Datenschutzbestimmungen geprüft werden, da viele persönliche Daten über Server außerhalb der EU übertragen werden. Denkbar ist in Einzelfällen, auf einen alternativen Dienst wie iServ zurückzugreifen. Der Anbieter von iServ hat sich auf Schulen als Anwender spezialisiert. Für private Verwendung ist die Software nicht zugänglich.

Um mit Discord auf Sendung zu gehen, sind für eine erfolgreiche Videokonferenz vier Schritte nötig. Erstens benötigen alle Teilnehmer ein kostenloses Discord-Benutzerkonto. Zweitens ist es nötig, einen Server einzurichten. Das klingt zunächst kompliziert, ist aber bei der ersten Anmeldung auf Discord mit wenigen Klicks erledigt. Es sind keine besonderen Konfigurationen nötig, ein ganz normaler Standard-Server genügt für einen ersten Test. Anpassungen können später über die Benutzeroberfläche durchgeführt werden, falls gewünscht. Damit Konferenz-Teilnehmer den soeben eingerichteten Server finden, lassen sie sich in Schritt drei einladen. Über die Schaltfläche Freunde einladen kann man einen Link auf den eben eingerichteten Server erstellen. Diesen Link verteilt der Konferenzleiter an die Teilnehmer, beispielsweise per Mail. In Schritt vier geht es dann auf Sendung, indem auf dem Server Konferenz-Leiter und Konferenz-Teilnehmer den Sprach-Kanal betreten. Zunächst ist nur die Sprachübertragung mit dem Mikrofon aktiv. Um zusätzlich die Videoübertragung zu beginnen, genügt ein Finger-Druck auf das Kamera-Symbol in der Benutzeroberfläche der Discord-App auf dem Handy oder ein Klick auf das Kamera-Symbol auf dem PC.

Haben sich Konferenzleiter und Teilnehmer auf dem Server eingefunden, kann die Präsentation beginnen und die Teilnehmer folgen der Live-Übertragung. Es ist möglich, während der Übertragung zwischen der Selfie-Kamera und der rückwärtigen Kamera zu wechseln. Das ist beispielsweise sinnvoll, um zunächst den Sprecher vorzustellen und später auf das Präsentationsobjekt zu wechseln. Die Übertragung lässt sich beenden, indem der rote Knopf mit dem Kreuz neben dem Kopfhörer gedrückt wird.

Damit ist der Grundstein gelegt. Konferenzleiter können auf diesem Gerüst fußend eine Vielzahl von Feineinstellungen vornehmen. Es lassen sich auf Discord Benutzerrechte zuweisen, Dateien hochladen und für eine bessere Struktur Ordner anlegen. Discord nennt diese Ordner Kanäle. So ist beispielsweise denkbar, in einem eigenen Kanal im Anschluss an einen Vortrag Manuskripte als PDF hochzuladen und Teilnehmern zur Verfügung zu stellen, die an der Live-Übertragung nicht teilnehmen konnten. Falls sich Rückfragen ergeben, können diese im Text-Chat gestellt und beantwortet werden. Sinnvoll ist, dass in einem der Kanäle per Text-Ankündigung auf kommende Live-Übertragungen hingewiesen wird. Damit alle Teilnehmer eine Benachrichtigung erhalten, kann man eine Ankündigung mit dem Kommando @everyone versehen und hervorheben. Alle Benutzer erhalten dann einen Hinweis in Discord.

Im Distanzunterricht wird durch unsere Buch- und Dokumentenscanner der Schwerpunkt auf analoge Unterrichtsverfahren gelegt, deren Inhalte digital mit den Empfängern ausgetauscht werden. Die Geräte sind „um das eigene Handy“ herumgebaut. Dadurch ist die Einstiegshürde für den Distanzunterricht bewusst niedrig gehalten worden. (pek)