Erfahrungsbericht: Deepl startet Schreibhilfe Write Pro für Deutsch und Englisch

Nach einem Jahr ist die Betaphase beendet: Deepl Write hübscht Texte auf, die Qualität schwankte jedoch zuletzt, wie unser Erfahrungsbericht zeigt.

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Der deutsche Software-Hersteller Deepl bietet ab heute offiziell seinen Schreibassistenten namens Write an. Write nimmt deutsche und englische Texte entgegen und verbessert sie. Neben Rechtschreibung und Grammatik kümmert sich das dem Dienst zugrundeliegende Sprachmodell auch um den Lesefluss und um die Verständlichkeit.

Der Veröffentlichung Deepl Writes ging eine etwa einjährige Betaphase voraus, in der auch der Autor den Dienst ausgiebig getestet hat. Write hilft, komplizierte Textpassagen zu entwirren. Es erkennt falsche Bezüge und umständliche Formulierungen und trennt so manchen Bandwurmsatz auf. Dabei sucht das Werkzeug bessere Formulierungen auf Satzebene. Wenn ein längerer Abschnitt aber krude formuliert wurde oder die Struktur eines längeren Textes nicht passt, hilft auch Write nicht weiter

.

Anwender können die automatischen Korrekturen anschließend einsehen und Satz für Satz Alternativen auswählen. Ebenso lassen sich einzelne Wörter gegen Synonyme austauschen.

Der große Vorteil ist das hohe Tempo. Write benötigt nur wenige Sekunden für die Korrektur eines längeren Textes. Allerdings fallen nach einiger Zeit Eigenheiten und Mängel auf: So tendiert Write zum Nominalstil und zu passiven Formulierungen, selbst wenn der Originalsatz aktiv formuliert wurde. Write berücksichtigt keine Zitate in Anführungszeichen, sondern verändert auch diese. In manchen Fällen verdrehen die Formulierungsalternativen auch Sinn oder Zeitform.

Oder Write fügt Wortwiederholungen ein, wo der Autor diese zuvor durch Synonyme vermieden hat. Getrennt und Zusammenschreibungen folgen nicht immer den Empfehlungen der Dudenredaktion. Beispielsweise schreibt Write "sodass" konsequent getrennt "so dass". Man muss den korrigierten Text also anschließend Zeile für Zeile durchgehen.

Deepl erkennt unter anderem falsche Vorvergangenheiten.

(Bild: Screenshot Hartmut Gieselmann)

Neu hinzugekommen in Write sind verschiedene Schreibvariationen. Zur Auswahl stehen vier Stile (einfach, geschäftlich, akademisch, locker) oder alternativ vier Tonarten (enthusiastisch, freundlich, souverän, diplomatisch), die sich allerdings nicht kombinieren lassen. Wählt man einen an, nimmt Write größere Änderungen am Text vor. Es kürzt Details, die die Maschine für nebensächlich hält, oder formuliert Sachverhalte um. Die Bearbeitung ist dann nicht mehr weitgehend inhaltsneutral, sondern ähnelt den Ergebnissen, wenn man ChatGPT einen Text umformulieren lässt. Laut Deepl kommt dabei ein eigens entwickeltes großes Sprachmodell (LLM) zum Einsatz.

Im Redaktionsalltag konnte Write während der Betaphase schon bei so manchen Textproblemen helfen. In den jüngsten Wochen mussten wir jedoch Schwankungen feststellen: Nach anfangs guten Ergebnissen sank die Qualität zuletzt, Vorschläge mit unerwünschten inhaltlichen Änderungen häuften sich. Das verlängerte den zur Prüfung und Korrektur der Write-Änderungen nötigen Zeitaufwand. Aktuell würden wir Write nur bei einzelnen Passagen nutzen, über die man beim Lesen stolpert.

Deepl selbst veröffentlicht keine Informationen über mögliche Änderungen an dem Write zugrundeliegenden Sprachmodell. Nutzer sollten deshalb die Qualität der Korrekturen stets im Blick behalten. Write kann schlechte Texte auf ein befriedigendes bis gutes Niveau heben, bereits sehr gute Texte aber auch verdrehen oder verschlimmbessern.

Die Schreibhilfe kann mit einem kostenlosen Konto genutzt werden. Allerdings begrenzt Deepl die Länge der in einem Rutsch verbesserten Texte auf 2000 Zeichen sowie die Zahl der Überarbeitungen. Bei kostenlosen Accounts nutzt Deepl die hochgeladenen Texte zudem zum Training.

Wer das nicht will, muss ein bezahlpflichtiges Abo abschließen. Deepl unterhält nach eigenen Angaben Server in Finnland, verschickt die Daten also nicht zu einem großen amerikanischen Hoster wie Amazon. Übersetzte oder verbesserte Texte würden laut Unternehmensangaben gesichert übertragen und nach der Überarbeitung sofort gelöscht. Das Pro-Abo für Write kostet bei monatlicher Zahlweise 15 Euro pro Monat. Im Paket mit dem kleinsten Übersetzungs-Abo werden 21 Euro pro Monat fällig.

(hag)