Arbeitsspeicher erweitern unter Windows

Wenn der Rechner unter Belastung langsam wird, liegt es häufig am ausgelasteten Arbeitsspeicher. Diesen können Sie aber einfach aufrüsten.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Isabelle Bauer
Inhaltsverzeichnis

Arbeitsspeicher, ebenso als RAM bekannt, ist auch heute noch ein typischer Flaschenhals: Trotz aller Fortschritte im Bereich Speichermanagement ist der RAM irgendwann voll und der Rechner fällt auf Daumenkino-Performance zurück. Sehen Sie hier, wie Sie Ihren PC aufrüsten.

Ist Arbeitsspeicher überhaupt das Problem? In der Praxis äußert es sich meist so: Es sind bereits eine Menge Programme geöffnet, Sie öffnen ein weiteres und schwupps - der Rechner reagiert fast gar nicht mehr. Selbst das Bewegen des Mauszeigers gleicht einer Diashow, das Wechseln, geschweige denn Bedienen, von Programmen geht gar nicht mehr. In der Situation sollten Sie den Taskmanager von Windows aufrufen, was wieder Ewigkeiten dauern wird und oft noch am Besten über die Tastenkombination [STRG] + [ALT] + [ENTF] funktioniert, und dort den verfügbaren Arbeitsspeicher checken. Liegt er bei knapp 100 Prozent, ist das Problem identifiziert.

Typische Verursacher für derlei Ärger: Webbrowser, insbesondere Google Chrome, mit vielen geöffneten Tabs, virtuelle Maschinen oder Videobearbeitung. Wenn Sie regelmäßig ein, zwei virtuelle Maschinen nutzen und Chrome mit 20 Tabs, kommen Sie selbst mit 16 Gigabyte Arbeitsspeicher nicht mehr zurecht. Das Betriebssystem nutzt den sehr schnellen RAM (Random Access Memory), um Daten zwischenzuspeichern, die aktuell benötigt werden. Ist der RAM voll, wird auf die Festplatte ausgelagert - und die ist im Gegensatz zum Arbeitsspeicher eben unerträglich langsam.

Da hilft alle Optimiererei nicht. Sie haben eigentlich nur zwei Optionen: Entweder Sie stellen Ihre Arbeitsweise um - was generell eine schlechte Idee ist. Oder Sie erweitern den Arbeitsspeicher. Und keine Angst, das ist furchtbar trivial: Es handelt sich dabei einfach um kleine Steckplatinen, die Sie ins Mainboard stecken. Sie müssen nichts einstellen, konfigurieren oder sonst etwas tun. Allerdings müssen Sie zunächst herausfinden, welche Bausteine Sie überhaupt benötigen und wie viele Steckplätze Sie frei haben.


Zunächst sollten Sie klären, welche Bausteine Sie benötigen. Sie werden im Wesentlichen mit zwei Werten konfrontiert: Der Bauart (DDR2, DDR3, DDR4) und der Geschwindigkeit, also zum Beispiel "DDR3 1600". Die Bauart muss zu Ihren bisherigen RAM-Bausteinen beziehungsweise zum Mainboard passen, die Geschwindigkeit sollte bei allen verbauten Bausteinen gleich sein, muss sie aber nicht - allerdings bremst der langsamste Baustein schnellere aus. Immerhin: DDR2, DDR3 und DDR4 sind unterschiedlich gebaut - wenn der Riegel physisch in das Mainboard passt, ist es auch ein passender.

Wenn Sie es noch haben, können Sie in das Handbuch Ihres Mainboards schauen. Deutlich besser funktioniert das aber mit einem Hardwareanalyse-Tool wie SiSoft Sandra Lite. Starten Sie die Software, rufen Sie den Bereich "Mainboard" auf und suchen Sie in der Liste die Einträge, die mit "Speichermodul" beginnen. Hier sehen Sie detailliert, welche Bausteine exakt verbaut sind - im Bild unten beispielsweise Bausteine der Art "DDR3 1600".

Sie benötigen aber noch eine Information: Wie viele Steckplätze für RAM-Riegel gibt es auf Ihrem Mainboard und wie viele davon sind besetzt? Sandra führt alle Speichermodule einzeln auf, das ist schon mal einfach. Sie sehen hier aber auch die exakte Bezeichnung des Mainboards und können damit online auf die Suche gehen und beim Hersteller nach Steckplätzen schauen. Aber es geht auch viel einfacher: Öffnen Sie den Rechner und schauen Sie nach! Sie erkennen die Riegel ganz einfach, da es zum einen mindestens zwei Steckplätze direkt nebeneinander gibt, und zum anderen mindestens einer mit einem Riegel bestückt ist, der ungefähr 13 Zentimeter lang und 3 Zentimeter hoch ist. In Gaming-Rechnern gibt es die Dinger auch mit Beleuchtung - aber wenn Sie so etwas haben, ist Ihnen das sicher schon klar...

Angenommen, Sie haben noch einen Steckplatz frei, können Sie einfach einen baulich passenden Riegel in beliebiger Größe kaufen und ihn hinzufügen. Wenn Sie nur zwei besetzte Plätze haben, können Sie wahlweise beide austauschen oder nur einen. Der Nachteil der zweiten Variante: Tendenziell wird Ihr alter RAM-Baustein langsamer sein als Ihre Neuanschaffung. In dem Fall werden Sie so oder so ein wenig Geld ins Klo spülen: Entweder die bezahlte Performance des neuen Riegels geht verloren oder es wandert ein RAM-Baustein in den Müll (natürlich richtig entsorgt im Elektromüll). Die besten Ergebnisse bekommen Sie, wenn Sie zwei oder mehr identische Riegel verbauen. Zwei 8-GB-Riegel können auch besser angesprochen werden als ein 16-GB-Riegel. Daher werden RAM-Bausteine auch häufig als Zweierpack angeboten.

Das eigentliche Aufrüsten ist nun deutlich einfacher als die Vorabeit: Falls nicht schon geschehen, öffnen Sie den Rechner und suchen Sie die Speicherriegel. Links und rechts der Fassungen sehen Sie kleine Clips, die den Baustein arretieren. Lösen Sie diese Klammern und ziehen Sie gegebenenfalls den Baustein vorsichtig gerade nach oben heraus.

Setzen Sie nun den neuen Baustein ebenfalls gerade von oben in die Fassung. Die Einkerbung in der Kontaktleiste des Riegels ist nicht in der Mitte angebracht, damit Sie den Riegel nicht falsch herum einbauen können. Sobald der neue Riegel sitzt, stellen Sie ihn wieder mit den kleinen Clips links und rechts des Steckplatzes fest. Das Ganze funktioniert ohne Druck oder Frickelei - falls nicht, prüfen Sie, ob der Riegel auch wirklich sauber sitzt! Und das war's auch schon - zumachen, hochfahren, schnelleres System genießen!

Zwei Tipps noch zum Umgang mit den Bausteinen: Die Dinger sind nicht aus Porzellan und nicht aus Zucker, aber ein wenig Vorsicht kann nicht schaden. Zum einen sollten Sie generell nicht direkt auf die Chips fassen, sondern den Riegel immer ausschließlich von den Seiten her packen. Zum anderen schadet es nicht, sich vorher zu erden, um die Chips nicht mit statischer Elektrizität zu beschädigen. Es genügt, beispielsweise an ein unlackiertes Stück Heizungsrohr zu fassen. Natürlich wäre ein antistatischer Arbeitsplatz mit einer unterlegten Gummimatte optimal, aber wie gesagt: Die Dinger sind nicht aus Zucker - wenn Sie nicht gerade mit dem Riegel in der Hand auf Socken über den Teppich schlurfen, haben RAM-Riegel gute Überlebenschancen.

Und zu guter Letzt: Selbstverständlich sollten Sie den Rechner vor dem Wechsel komplett vom Strom nehmen!

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(isba)