Kurztest: Samsung NX11

Samsung hat das Top-Modell seiner NX-Reihe renoviert. Herausgekommen ist eine sehr gut bedienbare Kamera ohne Glanzlichter, aber auch ohne gravierende Schwächen.

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Von
  • Robert Seetzen
Inhaltsverzeichnis

Mit dem 30 mm f/2 passt die NX11 zur Not auch in geräumige Jackentaschen.

Samsung hat das Top-Modell seiner NX-Reihe renoviert. Herausgekommen ist eine sehr gut bedienbare Kamera ohne Glanzlichter, aber auch ohne gravierende Schwächen. Wie die drei anderen Modelle der NX-Serie nutzt auch die NX11 einen CMOS-Sensor im APS-C-Format mit 14 Megapixeln. Wie bei der Auflösung, gibt sich Samsung auch bei der Wahl des ISO-Bereichs bescheiden. Andere Hersteller sind längst in fünfstellige Bereiche vorgestoßen, die Skala der NX11 endet dennoch bei ISO 3200.

Wo feine Detailwiedergabe und Rauscharmut unverzichtbar sind, kommen nur die ISO-Stufen 100 bis 400 in Frage, bereits bei ISO 800 zeigen die Testbilder deutlich Rauschanteile und Zeichnungsverluste. ISO 800 und ISO 1600 dürften den meisten Fotografen dennoch für Abzüge bis DIN A5 und für die HDTV-Wiedergabe genügen. Bei ISO 3200 geht im Vergleich zur ISO 1600 nochmals Zeichnung in den Schatten verloren, ohne den Gesamteindruck des Bildes jedoch sonderlich zu verschlechtern.

Klassentypisch speichert die NX11 neben JPEG- auch RAW-Dateien, in Samsung-eigenem Format und auf Wunsch gemeinsam mit JPEG-Dubletten wählbarer Kompression. Bei Anwendung der schwächsten Kompressionsstufe schrumpfen JPEG-Bilder auf etwa 1/8 ihres ursprünglichen Speicherbedarfs, Artefakte sind allenfalls ab 1:1-Darstellung und nur im Umfeld harter Kontrastkanten zu beobachten. Die beiden übrigen Kompressionsstufen arbeiten mit einer Reduktion von etwa 1:15 und 1:24.

Nette Dreingabe: Der "iFunction"-Knopf erlaubt schnelle Einstellungen mittels Fokusring.

Derzeit listet die Samsung-Homepage fünf Objektive für das NX-System auf, darunter das im Standard-Kit enthaltene 18-55mm f/3,5-5,6. Lichtstarke Festbrennweiten für die Portraitfotografie gibt es bislang nicht, als einzige einziges Objektiv fester Brennweite bietet Samsung gegenwärtig das 30mm f/2 Pancake an. Eine neue, optional zuschaltbare Entzerrungsfunktion korrigiert Objektiv-Verzeichnungen, im Test war der entsprechende Menübefehl allerdings nur für das 30mm Pancake und nicht bei Verwendung des Kitobjektivs verfügbar.

Für die Bildstabilisierung ist bei Samsung keine sensorseitige Mechanik, sondern das Objektiv zuständig. Bislang warten lediglich das Kitobjektiv und ein für rund 300 Euro angebotenes Telezoom mit Stabilisierungsmodulen auf, ein für Mai dieses Jahres angekündigtes 18-200 mm Universalzoom soll ebenfalls eine Bildstabilisierung mitbringen. Darüber hinaus rüstet Samsung seine Objektivreihe derzeit sukzessive auf das neue "iFunction"-Bedienkonzept um.

Die Stabilisierung des Kitobjektivs konnte im Test nur bedingt überzeugen, der Gewinn betrug meist nur etwa 2 bis 2,5 LW. Andere Systeme, sowohl objektiv- wie auch sensorbasiert, schaffen einen bis zu 4 LW erweiterten Spielraum. In Verbindung mit der eher niedrigen ISO-Obergrenze und dem knappen Angebot lichtstarker Objektive bleibt die NX11 klar hinter den Lowlight-Möglichkeiten vergleichbar teurer Systemkameras zurück.

Erwartungsgemäß gute Leistungen liefert das AMOLED-Display der NX11. Die Auflösung beträgt wie schon bei der NX10 640 × 480 Pixel (614.000 Subpixel; Pen-Tile Technologie), die Wiedergabe gefällt mit natürlichen, lebendigen Farben und einer recht differenzierten Kontrastwiedergabe. Einfallendes Tageslicht stört die Darstellung jedoch deutlich – wer ersatzweise den Sucher der NX11 nutzt, trifft auf eine sichtbar gerasterte, in Lichtern und Schatten zu wenig differenzierte und in Rottönen leicht übertriebene Darstellung. Allerdings teilt die NX11 solche Sucher-Schwächen mit allen anderen spiegellosen Systemkameras.

Das Testchart bei ISO 100.

Absolut konkurrenzfähig zu vergleichbar teuren SLR-Kameras zeigt sich die NX11 wiederum bei den Belichtungsfunktionen. Neben einer Programmautomatik und diversen Szenenprogrammen sind eine Zeit- und Blendenautomatik sowie ein vollständig manueller Modus an Bord. Die Belichtungskorrektur erfolgt wahlweise in 1/2- oder 1/3-Schritten über einen Bereich von drei Blenden, die Blitzbelichtung kann um +-2 Blenden in Schritten von 0,5 LW angepasst werden. Die kürzeste Synchronzeit beträgt 1/180 Sekunde, gezündet wird wahlweise auf den ersten oder den zweiten Vorhang.

Langzeitbelichtungen im "Bulb"-Betrieb sind über bis zu 8 Minuten möglich, die kürzeste Belichtungszeit beträgt 1/4000 Sekunde. Die Automatik arbeitet meist zuverlässig, lässt sich aber von sehr hellen oder dunklen Szenen mitunter in die Irre führen. Gegenlichtszenen und vergleichbar kontrastreiche Motive zeigen nach Aktivierung der Option "Intelligenter Bereich" etwas mehr Zeichnung in den Schatten bei konstanter Darstellung der Lichter.

Der automatische Weißabgleich bildet unter Halogenlicht aufgenommene Szenen mit mäßigem Rotstich, diffus-kühles Tageslicht mit geringem Blaustich ab. Individuelles Kalibrieren geht schnell und unkompliziert von der Hand, alternativ können Kelvinwerte eingestellt und Feinjustagen durchgeführt werden.

ISO-Reihe Samsung NX11 (6 Bilder)

ISO 100

Die NX11 bricht keine Rekorde, geht insgesamt aber zügig ans Werk. Die Serienbildrate betrug im Test zwischen 2,9 und 3,1 Bildern pro Sekunde, nach maximal 13 JPEG-Bildern wird die Aufnahme von der Datenübertragung zur Speicherspeicherkarte ausgebremst. Bei Aufzeichnung im RAW-Format läuft der Zwischenspeicher nach sechs Aufnahmen über, kombinierte RAW- und JPEG-Sequenzen geraten bereits mit der vierten Aufnahme ins Stocken. Ein Burst-Modus mit 1,5 Megapixeln liefert wahlweise 10, 15 oder 30 Bilder pro Sekunde. Die Sequenzen umfassen stets dreißig Bilder, dauern je nach Einstellung also zwischen einer und drei Sekunden. Anders als im regulären Serienbetrieb findet im Burst-Modus keinerlei Anpassung von Fokus, Weißabgleich oder Belichtung statt.

Der Autofokus arbeitet, trotz der im Vergleich zu SLR-Systemen langsameren Kontrastmessung, überwiegend schnell und zuverlässig. Schnappschuss-Situationen meistert die NX11 auch in Innenräumen meist sicher, Beleuchtung auf typischem Büroraumniveau vorausgesetzt. Bei Verwendung der 15-55mm Kitobjektivs waren keine gravierenden Unterschiede zwischen Weitwinkel- und Telebetrieb festzustellen.

Videoclips zeichnet die NX11 mit 1280 × 720 Pixeln und 30 Bildern pro Sekunde auf. Die Tonspur enthält lediglich einen Monokanal, der Anschluss eines externen Mikrofons ist nicht vorgesehen. Fokussiert wird wahlweise manuell oder automatisch, im AF-Betrieb kann das fortlaufende Nachführen der Fokussierung durch Drücken der Abblendtaste vorübergehend gestoppt und durch erneutes Drücken wieder gestartet werden. Fokusgeräusche sind beim Abspielen der Clips nur leise, Zoombetätigungen etwas deutlicher zu hören. Der Fokus arbeitet überwiegend zügig, hässliches Pumpen war im Test nur bei sehr schwacher Beleuchtung zu beobachten. Auf plötzliche Wechsel der Helligkeit reagiert die NX11 schnell, aber nicht zu abrupt. Eine Blendenvorgabe erlaubt das gezielte Arbeiten mit Schärfentiefe, alternativ erfolgt die Belichtungssteuerung mittels Programmautomatik.

Wie zuvor die NX100 wartet auch die NX11 bereits im Auslieferungszustand mit dem neuen "iFunction"-Bedienkonzept auf. Alternativ zur Steuerung mittels Vierwegewippe und Drehrad können einige Optionen über den Fokusring aller mit einer iFunction-Taste ausgerüsteten NX-Objektive eingestellt werden. Welche Optionen via iFunction erreichbar sind, hängt vom aktuellen Betriebsmodus der Kamera ab. Bei aktivierter Zeitautomatik ruft wiederholtes Drücken der iFuntion-Taste beispielsweise nacheinander den Blendenwert, die Belichtungskorrektur, den ISO-Wert und den Weißabgleichs-Modus auf. Über die Notwendigkeit von iFunction mag man streiten, als nette Ergänzung des ohnehin geglückten Bedienkonzepts der NX11 taugt es aber allemal.

Mit der NX11 beweist das NX-System gewachsene Reife. Nennenswerte Schwächen waren im Test nicht zu beobachten, die Arbeit mit der Kamera hat im Gegenteil viel Spaß gemacht. In fast allen Situationen konnte sie mit zumindest ordentlichen Bildresultaten überzeugen, ihre Bedienung geht - mit oder ohne iFunction - ausgesprochen schnell und komfortabel von der Hand. Raum für Verbesserungen bleibt dennoch, vor allem mit Blick auf die mäßige Stabilisierung des Kitobjektivs. Zukünftige NX-Kameras dürften außerdem gerne mit einer etwas weiteren ISO-Skala und einer Anschlussbuchse für externe Mikrofone ausgestattet sein. (rst)