c't Fotografie 2/2023
S. 24
Fotografie
Unscharf fotografieren
Gustavo Minas (Instagram: gustavominas) aus Brasilien, der vor Kurzem mit Lois Lammerhuber einen viel beachteten Bildband herausgegeben hat, arbeitet häufig mit Unschärfe. Das Bild entstand im Februar 2022 in Brasília, es vermittelt eine gewisse Melancholie am Ende eines regnerischen Arbeitstages.
Gustavo Minas (Instagram: gustavominas) aus Brasilien, der vor Kurzem mit Lois Lammerhuber einen viel beachteten Bildband herausgegeben hat, arbeitet häufig mit Unschärfe. Das Bild entstand im Februar 2022 in Brasília, es vermittelt eine gewisse Melancholie am Ende eines regnerischen Arbeitstages.
Bild: Gustavo Minas
Dr. habil. Pia Parolin

Unscharf! Ein Plädoyer für das verschwommene Bild

Nur das gestochen scharfe Foto ist ein gutes Foto? Nicht zwangsläufig! Aktiv unscharfe Bilder zu machen, ist die perfekte Spielwiese für Kamera und Technik.

Nichts ist schlimmer als grobes Korn? Ein unscharfes Auge? Fehlende Tiefenschärfe? Wer so denkt, verhindert kreative Ideen, mit denen Fotografie erst wachsen kann. Unschärfe beflügelt die Fantasie und erlaubt die geistige Reise in einem Foto. Sie führt weg von der harten, klaren Wahrheit, hin zu etwas Besinnlichem, Spielerischem, Freiem.

Stilmittel Unschärfe

Was zunächst nach einem esoterischen Thema klingt, ist in Wahrheit weitverbreitet: Unzählige Künstlerinnen und Künstler, Profis wie Amateure, haben sich der Unschärfe verschrieben. Richtig eingesetzt, wirkt sie natürlich, denn sie entspricht dem menschlichen Seh-Erleben – sowohl physisch als auch in der Natur.