Verfassungsschutz registriert zunehmende Wirtschaftsspionage übers Internet

Deutsche Unternehmen und Regierungsstellen werden zunehmend Ziel von Wirtschaftsspionage durch Internet-Angriffe. Das geht laut "Handelsblatt" aus dem Verfassungsschutzbericht für 2008 hervor, der heute veröffentlicht werden soll.

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Angriffe auf Computersysteme in Unternehmen und Regierungsstellen erlangen in Deutschland zunehmende Bedeutung. Das gehe aus dem Verfassungsschutzbericht 2008 hervor, schreibt das Handelsblatt, dem nach eigenen Angaben Auszüge des Berichts vorliegen. Hinter den Spionageattacken vermutet der Verfassungsschutz demnach Geheimdienste aus China und Russland sowie Ländern des Nahen, Mittleren, Fernen Ostens und Nordafrikas. Angesichts der Spionageziele und der -methoden erscheine "eine nachrichtendienstliche Steuerung oder zumindest Beteiligung in vielen Fällen als sehr wahrscheinlich", zitiert die Zeitung aus dem Bericht, der heute von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und von Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, vorgestellt werden soll.

Deutschland sei wegen seiner wichtigen Rolle in EU und Nato sowie als Standort zahlreicher Unternehmen mit Spitzentechnik weiterhin "sehr attraktiv" für fremde Nachrichtendienste. Hier seien Länder aktiv, die in den Besitz atomarer, biologischer oder chemischer Massenvernichtungswaffen und der Trägersysteme kommen wollen. Sie wollten die zu deren Herstellung notwendigen Güter und das erforderliche Know-how erwerben. Für einige Nachrichtendienste würden Aufklärungsziele im Bereich von Wirtschaft, Wissenschaft und Technik immer wichtiger. Technisch weniger entwickelte Staaten spähten Know-how aus, um Kosten für die eigene Forschung und Entwicklung sowie Lizenzgebühren zu vermeiden. "Höher entwickelte Staaten interessieren sich dagegen für Produktideen, komplexe Fertigungstechniken sowie für Unternehmens- und Marktstrategien", heißt es.

China wurde in Deutschland schon bei früheren Gelegenheiten der Spionage übers Internet verdächtigt. So wurde beispielsweise im Sommer 2007 berichtet, dass PCs im Bundeskanzleramt, im Wirtschaft- und Forschungsministerium und im Auswärtigen Amt mit Trojanern infiziert wurden. Hinter den Angriffen wurden Hacker der chinesischen Volksbefreiungsarmee vermutet. Im März hatte bereits der Bericht des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen Wirtschaftsspionage als wachsendes Problemfeld ausgewiesen. In dem Bericht wurden neben China auch Russland, Vietnam und Nordkorea als "sehr aktiv" bezeichnet. (anw)