Sonys Firmware-Flop und ein dichtes Superzoom – die Fotonews der Woche 14/2024

Lang erwartete Updates werden schnell zurückgezogen oder sind unvollständig und Nikons neues Reisezoom wirkt wie eine neue Kategorie der Z-Optiken.

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Das Nikkor Z 28-400mm f/4-8 VR ist ein bezahlbares und wetterfestes Superzoom.

(Bild: Nikon)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Gerade mal einen Tag hatte man Zeit, wenn man die neue Firmware in Version 2.00 für die Alpha 1 (A1) bei Sony herunterladen wollte. Das am Anfang dieser Woche veröffentlichte Update wurde keine 24 Stunden später wieder zurückgezogen, samt einer dürren Mitteilung auf der Webseite: Die Kamera kann sich nicht mehr mit einem Netzwerk verbinden, bitte schauen sie später wieder rein.

Was auf der Downloadseite nicht steht: Die Probleme sind etwas massiver, und betreffen nach Benutzerberichten nicht nur die A1. Es gibt nämlich auch eine Version 3.00 sowohl für die A7S III wie die A7 IV. Bei der S III kann es vorkommen, dass die Kamera nach dem Update sporadisch funktionslos wird, oder "gebrickt" wie man das auch nach dem US-amerikanischen "bricked" nennt, wenn ein Gerät nur noch so sinnvoll ist wie ein Ziegelstein.

Das berichtet unter anderem Jaron Schneider im Podcast von Petapixel unter Bezug auf einen ihm persönlich bekannten Fotografen. Dessen A7S III lässt sich nur wiederbeleben, indem man den Akku herausnimmt. Immerhin: Die Kamera friert nicht dauerhaft komplett ein, wie das bei anderer vermurkster Firmware auch schon vorgekommen ist. Glatt zu laufen scheint die neue Software bisher nur bei der A7 IV, aber auch da ist vielleicht etwas Vorsicht angebracht, wenn schon zwei andere Alphas mit den Updates Mätzchen machen.

Das alles ist ziemlich peinlich für Sony, sollten die neuen Hauptversionen doch unter anderem Videofunktionen nachrüsten, welche später erschienene und viel günstigere Alphas schon ab Werk mitbrachten. Gerade unter Webvideo-Produzenten wie YouTubern gibt es seit Jahren Kritik an Sonys schleppender Produktpflege, denn viele hatten nach anderen Experimenten in der letzten Zeit auf die Alphas mit ihrem großen Zubehörangebot gesetzt. Nun sind sie auch verärgert, weil vorher problemlos funktionierende Geräte wie externe HDMI-Recorder bisweilen nicht mehr funktionieren – noch so ein Fehler, der beim Testen neuer Software hätte auffallen müssen.

Und dann fehlt ja noch das erste Update für das neue Flaggschiff A9 III – es soll später im April erscheinen, war aber schon gemeinsam mit den anderen Kameras geplant – und mit dem großen Rundumschlag für C2PA sieht es auch schlecht aus. Alle bisher genannten Kameras sollen das Echtheitssiegel für Fotos unterstützen, womit Sony dann das breiteste Angebot an solchen Geräten hätte. Das ist an sich sehr lobenswert. Nur: in einer Mitteilung von Sony ist jetzt von einer "separaten Upgrade-Lizenz" die Rede. Was sie kostet, wer sie bekommt, wird nicht erläutert.

Nur, dass "einige Nachrichtenorganisationen" C2PA bereits nutzen können, steht da, nicht einmal der Name Associated Press wird genannt. Dabei arbeitet Sony seit Längerem mit dieser Agentur zusammen. Schon im November 2023 hatten beide Unternehmen stolz gemeldet, dass der Workflow für die Nachverfolgbarkeit von Originalen und Bearbeitungen funktioniert. Nun sind die Olympischen Spiele von Paris nur noch gut zwei Monate entfernt, und was C2PA da wie leisten soll, ist immer noch unklar. Zu allem Überfluss bringt Sony in der bereits genannten recht holprig formulierten Mitteilung eine "3D-Bildprüfung" ins Spiel, welche von einem Bildschirm abfotografierte Bilder als Fälschung kennzeichnen soll. Wie das wiederum funktioniert, ist auch noch unklar. Wir hatten Sony vor einigen Tagen zu all dem angefragt, haben aber bisher keine Antwort erhalten.

Wesentlich erfreulicher war da kurz vor Ostern schon die Vorstellung des Nikkor Z 28-400mm f/4-8 VR, einem echten Superzoom. Und eben keinem Suppenzoom, wie solche großen Brennweitenbereiche früher auch genannt wurden, weil sie oft so unscharf waren wie der Blick auf den Boden eines Tellers durch Suppe hindurch. Erste Tests von Vorserienmodellen bescheinigen dem Objektiv eine gute Schärfe, die natürlich nicht über das lichtschwache f/8.0 am langen Ende hinwegtäuscht. Als, um dann endlich den wirklich passenden Begriff zu nennen, Reisezoom für Fotos im Hellen ist das aber nicht allzu schlimm.

Vor allem ob der Tatsache, dass das Objektiv mit rund 1500 Euro noch bezahlbar ist, obwohl es wetterfest ist. Diese Eigenschaft hat Nikon bisher meist seinen viel teureren Profi-Optiken vorbehalten. Um sich da nicht zu viel eigene Konkurrenz zu machen gibt es nur einen, und nicht mehrere Funktionsknöpfe und auch keine Stativschelle. Die braucht man bei nur 725 Gramm Gewicht auch nicht unbedingt. Es scheint, als ob Nikon ganz bewusst ein Objektiv zu halbwegs kleinem Preis und mit sinnvollen Funktionen zwischen seinen Profi- und Consumer-Produktlinien bauen wollte.

Nicht kompakt, sondern eben so groß wie nötig ist die Kamera für das chilenische Vera C. Rubin Observatory ausgefallen. Dort gibt es ein astronomisches Teleskop mit einem Spiegel von 8,4 Metern Durchmesser, entsprechend muss auch die Kamera ausfallen: Die Frontlinse misst 157 Zentimeter und lenkt das Licht der Sterne auf einen Sensor mit 3200 Megapixeln. Die gesamte Kamera kommt auf ein Gewicht von rund drei Tonnen. Sie heißt "Legacy Survey of Space and Time" (LSST) und wurde an der Stanford-Universität gebaut.

Neue Einblicke sind für die Wissenschaft immer hilfreich, ungewollte Einblicke auf den Körper von Menschen dagegen ein Ärgernis. Die soll nun gleich ganz automatisch die Kamera "Nuca" mittels KI-Fakes ergänzen: Aus dem Foto einer realen Person vor der Linse wird dann ein generiertes Nacktbild. Das ist jedoch kein Geschäftsmodell für den Verkauf der Kamera, sondern ein Kunstprojekt, welches die Diskussion über von Künstlichen Intelligenzen erzeugten Fälschungen weiter in Schwung bringen soll. Die Reaktionen fallen erwartungsgemäß gemischt aus.

Statt einer Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende weist der letzte Link in dieser Kolumne diesmal auf das aktuelle Freitagsquiz von heise online – da kann man nämlich selbst entscheiden, wie schnell man klickt, was sich auf die Punktzahl auswirkt. Unser allmächtiger Quizmaster Markus Will hat diesmal sehr knackige Fragen zur Geschichte der Digitalkamera gestellt, bei denen auch der Kolumnist beim hektischen Durchklicken nur auf 95 Punkte kam, weil ihm erst danach einfiel, dass er einige der Geräte sogar selbst in der Hand hatte. Ihre Punktzahlen sind hier wie im Originalartikel als Kommentar herzlich willkommen. Ohne Spoiler, selbstverständlich.

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