LNG-Terminal vor Rügen: Baugenehmigung für Pipeline

Ein Teilabschnitt der Anschluss-Leitung für das LNG-Terminal vor Rügen ist genehmigt. Umweltverbände und Inselgemeinden wollen dagegen vorgehen.

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Ein LNG-Schiff von oben

(Bild: Aerial-motion / Shutterstock.com)

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Den anhaltenden Protesten von Bewohnern der Insel Rügen zum Trotz machen die Vorbereitungen für ein Flüssigerdgas-Terminal vor der Ostsee-Insel weiterhin Fortschritte. Eine Pipeline, die das geplante LNG-Terminal mit dem Gas-Fernnetz bei Lubmin verbinden soll, wurde in Teilen genehmigt. Die Bundesregierung hält an dem bei der Bevölkerung vor Ort umstrittenen Vorhaben fest und will das Terminal im kommenden Winter in Betrieb nehmen. Die Deutsche Umwelthilfe hat bereits eine Klage gegen die jetzt erteilte Genehmigung angekündigt.

Die "Ostsee-Anbindungs-Leitung" (OAL) soll insgesamt etwa 50 Kilometer lang sein. Der jetzt vom Bergamt Stralsund genehmigte Teil verläuft von Lubmin am Festland durch den Greifswalder Bodden bis Rügen. Von dort soll ein zweiter Abschnitt nach Mukran führen, wo das Terminal geplant ist. Die schnelle Genehmigung war möglich, weil das Vorhaben in das LNG-Beschleunigungsgesetz des Bundes aufgenommen wurde. Auf diese Weise konnte zum Beispiel vor einem Jahr auch Deutschlands erstes Flüssigerdgas-Terminal in Wilhelmshaven schneller realisiert werden.

Betreiben soll das Terminal im Industriehafen von Mukran die Deutsche ReGas. Diese hat in Lubmin auch das bisher einzige privat finanzierte schwimmende Flüssiggas-Terminal in Deutschland an den Start gebracht. Neben dem LNG-Terminal sind vor Rügen außerdem bis zum Jahr 2026 ein Wasserstoff-Elektrolyseur sowie die Schaffung von Infrastruktur zum Wasserstoff-Import (ab 2027/28) geplant. Für das LNG-Terminal sollen zwei Regasifizierungsschiffe, die "Neptune" und die "Transgas Power" eingesetzt werden. Die Gesamteinspeisekapazität soll bei bis zu 13,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr liegen. Anfang des Jahres hieß es zunächst, die RWE wolle das Vorhaben realisieren – zu der Zeit war auch von einem anderen Standort auf der Insel die Rede.

Vor Rügen sollen jetzt die Baggerarbeiten rasch beginnen. Die zuständige Transportfirma Gascade sagte dem NDR, dass rund 800 bis 900 Mitarbeiter am Bau beteiligt seien. Für den Bau der Pipeline sollen Rohre der deutsch-russischen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 verwendet werden. Diese wurde zwar fertiggestellt, aber niemals in Betrieb genommen und ein Strang durch Sabotage in der Ostsee schwer beschädigt. Lubmin war bislang auch der Anlandepunkt für die beiden Nord-Stream-Pipelines und verfügt deshalb über eine sehr gute Anbindung an das nationale Gasfernnetz.

Gegen den Planfeststellungsbeschluss des Bergamtes kann einen Monat lang Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eingereicht werden. Neben der Deutschen Umwelthilfe hat auch die Gemeinde Binz Widerstand angekündigt.

Infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine haben Deutschland und andere europäische Länder, die bislang Gas aus Russland bezogen haben, damit begonnen, neue Anliefermöglichkeiten zu schaffen. Liquified Natural Gas (LNG) wird in tiefkalten flüssigen Zustand per Schiff transportiert und ermöglicht somit auch Lieferungen aus weiter entfernten Ländern.

(mki)