Mehr Transparenz: Klinik-Atlas startet bald mit Erkenntnissen aus Weisser Liste

Für mehr Transparenz in der Krankenhauslandschaft soll ein Klinik-Atlas des Bundes sorgen. Kritiker fürchten jedoch das Aus kleinerer Kliniken.

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Ärzte im Krankenhaus

(Bild: Ground Picture/Shutterstock.com)

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Nachdem für das umstrittene Krankenhaustransparenzgesetz im Vermittlungsausschuss eine Einigung erzielt wurde, soll im Mai ein vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) betriebener Klinik-Atlas kommen. Dieser soll im Vergleich zu bisherigen Übersichten auch Komplikationen, Fallzahlen und Angaben zum Personalschlüssel öffentlich machen. Kritiker fürchten neben Doppelstrukturen eine Beschleunigung des Krankenhaussterbens, vor allem bei kleineren Kliniken. Für den Aufbau des Klinik-Atlas gibt es auch eine Kooperationsvereinbarung zwischen BMG und der Weissen Liste, die von der Bertelsmann-Stiftung stammt.

Für den Klinik-Atlas hat das BMG das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) beauftragt. Die Daten für das Portal liefern dabei das IQTIG und das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus GmbH (InEK) – letzteres veröffentlicht als deutsches DRG-Institut (Diagnosis Related Groups-System) den DRG-Katalog und entwickelt diesen im Auftrag weiter. Jedes Quartal müssen die Kliniken laut Pressemitteilung des IQTIG Daten an das InEK melden, was für die Kliniken weitere bürokratische Aufwände bedeutet.

"Ein wesentlicher Bestandteil" sind laut IQTIG Zertifikate und Qualitätssiegel. Dabei müssen 17 Kriterien erfüllt sein, beispielsweise die Ziele oder die Expertise und Unabhängigkeit der an der Zertifizierung beteiligten Menschen. Anschließend stellt das Institut "ein Online-Abfrage-Tool zur Verfügung, damit Zertifikatsherausgeber die notwendigen Informationen bereitstellen können". Dann kann die Bewertung erfolgen, wonach "aussagekräftig befundene Zertifikate und Qualitätssiegel" im Klinik-Atlas veröffentlicht werden. Dieser Prozess ist laut IQTIG vermutlich Anfang 2025 abgeschlossen.

Die Weisse Liste wurde Ende März eingestellt, laut BR hatte sie im Sommer 2023 ein von der Universität Bayreuth entwickeltes Bewertungsinstrument erhalten. Auf die Frage, ob der Klinik-Atlas des Bundes anfangs mit den Daten aus der Weissen Liste gefüllt wird, antwortete das BMG gegenüber heise online: "Die Weisse Liste hat ihr Angebot im März 2024 eingestellt. Die in 15 Jahren erlangten umfangreichen Erkenntnisse und umfassende Expertise fließen jedoch in die Erstellung des Klinik-Atlas ein". Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hatte 2019 aufgrund einer Schlussfolgerung Schlagzeilen gemacht, dass die Hälfte aller Kliniken geschlossen werden könnte. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte damals gesagt, die Schlussfolgerung für falsch zu halten, ergänzte aber auch, dass die Qualität mit weniger Kliniken steigen würde.

Verschiedene Bundesländer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchten, dass kleinere Kliniken mit der Bewertung durch den Klinik-Atlas abqualifiziert und damit in ihrer Existenz gefährdet würden. Insgesamt sehen sich die Länder bei der Krankenhausreform und damit verbundenen Gesetze übergangen, da sie dem Krankenhaustransparenzgesetz nicht zugestimmt hatten. Zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) hatten die Bayern, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Darin hieß es, dass beim KHVVG eine "formelle Verfassungswidrigkeit" bestünde.

Erst vor Kurzem haben die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die Deutsche Krankenhaus Trustcenter und Informationsverarbeitung GmbH (DKTIG) eine aktualisierte Version ihres Krankenhausverzeichnisses veröffentlicht, das auf den Gesundheitsinformationsseiten des Bundes eingebunden war. Das Verzeichnis, das nach Angaben der DKG von mehr als 500.000 Menschen monatlich genutzt wird, enthält mit dem Update weitere Informationen.

"Zusätzlich zu den 12,5 Millionen Daten der Qualitätsberichte haben wir die Daten zu Behandlungsangeboten zu Long Covid im Deutschen Krankenhausverzeichnis hinterlegt. Zudem hat jedes Krankenhaus in Deutschland einen Zugang zum Verzeichnis", sagt DKTIG-Geschäftsführer René Schubert. Von dieser Möglichkeit machen demnach rund 60 Prozent der Krankenhäuser Gebrauch. Mit einer neuen Suchfunktion sei es zudem leichter, geeignete Krankenhäuser zu finden. Künftig wolle die DKG beispielsweise "nach und nach zertifizierte Zentren ergänzen", so Schubert. Zudem gibt es eine Reihe weiterer Verzeichnisse, wie die Krankenhaussuche der AOK. 2023 wurde der Vertrag laut DKG jedoch gekündigt; Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte das Tool und seine Aktualisierungen laut Ärzteblatt erst kürzlich für gut befunden.

(mack)