Die Youngtimer kommen: Zehn Modelle mit Rendite-Potenzial
Trotz Umweltkrise und saftiger Spritpreise bleiben Klassiker beliebt – einige Youngtimer erfahren sogar einen steilen Wertzuwachs.
- Haiko Prengel
Ältere Autos haben einen schweren Stand, die Klimakrise verlangt nach neuen Mobilitätsformen und -antrieben. Der Staat fördert Elektroautos, bereits gegen vergleichsweise junge Gebrauchte mit Diesel- und ältere mit Ottomotoren verhängen Städte Fahrverbote. Auch die Industrie wendet sich vom Verbrenner ab.
Doch Petrolheads können sich freuen: An automobilen Klassikern geht diese Trendwende bislang überraschenderweise vorbei. Nicht nur die Zahl der Oldtimer wächst in Deutschland unbeirrt weiter: Mit fast 660.000 historischen Pkw hat sich der Bestand in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht.
"Von den Spritpreisen ist niemand begeistert "
Auch beim Marktwert lasse sich kein genereller Preiseinbruch verzeichnen, sagt Frank Wilke vom Marktbeobachter Classic Analytics in Bochum. Die neue Oldtimer-Saison hat gerade begonnen, die erste große Fachmesse war nach langer Corona-Pause Ende März die Techno Classica in Essen.
Die Youngtimer kommen Teil 1 (5 Bilder)
Alfa Romeo 164 TD Super (1994 bis 1997), Marktwert-Steigerung: 178 Prozent auf 4900 Euro
Vom allgemeinen Image-Gewinn des Alfa 164 profitieren jetzt als Nachzügler auch die Diesel-Varianten. Der 2,5-Liter-Selbstzünder (die Maschine kam von VM Motori) durfte sich Anfang 1987 schnellster Serien-Diesel-Pkw der Welt nennen. Der spätere Super TD hat nur ein paar PS mehr, aber spürbar höheres Drehmoment. (Bild: Alfa)
Dort habe sich der Trend bestätigt, berichtet Wilke – auch bei Gesprächen mit Besitzern hubraumstarker US-Klassiker. "Begeistert war von den gestiegenen Spritpreisen niemand, es wurde auch nicht einfach mit einem Achselzucken quittiert", so Wilke. "Tenor war aber meistens: 'Dann fahr ich halt etwas weniger'. Und so halten es wohl die meisten Old- und Youngtimerfahrer."
"Der Trend bleibt positiv!" titelt die Oldtimer Markt auf ihrem aktuellen Sonderheft. Für klassische Autos von 165 Marken hat Europas nach eigenen Angaben größte Oldtimer-Fachzeitschrift die aktuellen Preise ermitteln lassen, die Zahlen lieferte die Sachverständigenorganisation Classic Data.
Youngtimer auf der Überholspur
Danach sind vor allem Youngtimer auf der Überholspur – also Autos aus den späteren 90er und frühen Nuller Jahren, die teils noch als Daily Driver genutzt werden. Sie müssen noch auf das H-Kennzeichen warten, das es erst für historisches "automobiles Kulturgut" ab einem Fahrzeugalter von 30 Jahren gibt. Kultstatus – und hohen Marktwert – können aber auch schon Youngtimer haben.
Die Youngtimer kommen Teil 2 (5 Bilder)
BMW 530i (1992 bis 1996), Marktwert-Steigerung: 107 Prozent auf 10.400 Euro
Jetzt zieht auch der kleinere 530i mit 218 PS nach. Doch Vorsicht: Die Wartungs- und Reparaturkosten sind bei den V8 deutlich höher als bei den Sechsendern. In der Leistung ist der Unterschied zu einem 525i mit 192 PS kaum spürbar, der Klang allerdings betörend.
(Bild: BMW)
"Diesel-Fahrverbote in Umweltzonen, Diskussionen um CO₂-Emissionen im Klimawandel und die E-Mobilität als staatlich verordnete Zukunftsperspektive – das Auto und mit ihm der Individualverkehr geraten zunehmend unter Druck", bilanziert der Chefredakteur der Oldtimer Markt, Peter Steinfurth im Editorial. Dann sei auch noch Corona dazugekommen und habe die Oldie-Szene beinahe zum Erliegen gebracht. Bemerkenswerterweise zeigten sich die Oldtimerpreise ziemlich unbeeindruckt.
Fahrspaß statt Vernunftentscheidungen
So ließen äußere Faktoren wie niedrige Zinsen und zunehmende Inflation den Kauf oder das Festhalten am Oldtimer sinnvoll erscheinen, so Steinfurth. Und abgesehen von allen Zahlen und Vernunftentscheidungen bleibe der Fahrspaß am Steuer eines Klassikers ein ganz wesentlicher Faktor.
(fpi)